Im gestrigen Beitrag hatte ich die aktuelle Situation in den Handelsdrehkreuzen dieser Welt nochmals angesprochen. Selbstverständlich gehören auch die Vereinigten Staaten hierzu. Und auch dort zeigt sich, dass die Transportaktivitäten in den großen Häfen des Bundesstaats Kalifornien über die vergangenen Monate teils deutliche Rückgänge zu verzeichnen hatten.

Fünftel des US-BIP: Rolle des Mittelwestens wird häufig unterschätzt

Die ökonomischen Aktivitäten in den Bundesstaaten des Mittelwestens werden nicht selten unterschätzt. Ist von den USA die Rede, richten sich die Blicke häufig einfach nur auf die Ost- oder Westküste des Landes. Dabei fällt unter den Tisch, dass die Bundesstaaten in der Region der großen Seen einen Beitrag von rund 20 % zur Jahreswirtschaftsleistung beitragen.

Hierzu gehören unter anderem Wisconsin, Illinois, Michigan, Iowa und Indiana. Auf welche Weise sich die allgemeine Lage im Bundesstaat Wisconsin zuletzt entwickelte, hatte ich Ihnen unter anderem in diesem Bericht ausgeführt. Im Fall von Wisconsin handelt es sich um einen der wichtigen Swing States, die im nächsten Jahr mit wahlentscheidend werden dürften.

In diesem Bericht führte ich Ihnen anhand von Beispielen aus, wie Überproduktion, eine an die in den 1980iger Jahren heranreichende Rekordverschuldung und Fehlentscheidungen in Bezug auf die Art und Weise, wie einzelne Farmen und Höfe betrieben werden, immer mehr Landwirte in den USA vor gravierende wirtschaftliche Existenzprobleme stellen.

Nationaler Farm- und Bauernverband: weiterhin kletternde Insolvenzen & Kreditausfälle

Zu diesen hausgemachten Entwicklungen gesellen sich nun Handelszölle, welche die ökonomische Situation in den Bundesstaaten des Mittelwestens verschärfen. Im Angesicht des anhaltenden sino-amerikanischen Handelskriegs sind die Preise für Sojabohnen und ähnliche Agrarprodukte über die letzten zwei Jahre in den Keller gefallen.

Vor zusätzliche Schwierigkeiten sieht sich die Region aufgrund von außergewöhnlichen Wetterphänomenen gestellt, zu denen in letzter Zeit vor allem zeitlich lange anhaltende Überschwemmungen und zu starke Regenfälle gehörten. Dass all diese zum selben Zeitpunkt auftretenden Entwicklungen ihren Tribut fordern, lässt sich leichterdings nachvollziehen.

Und so teilt der Nationale Farm- und Bauernverband mit, dass die Region weiterhin durch kletternde Insolvenzen und zunehmende Kreditausfälle getroffen wird. Im ersten Quartal erreichten all jene Darlehen, die durch kommerzielle Agrarkreditnehmer seit mehr als einem Monat nicht mehr bedient worden sind, ein Niveau von 2,5 %.

Im selben Quartal des Vorjahres lag dieser Wert bei 2,1 %. Auch die Kreditausfälle in anderen Bereichen des Agrarsektors sind mittlerweile über deren historische Durchschnittswerte geklettert.

Probleme der Landwirte greifen auf andere Sektoren über

Laut eines neuen Berichts der Federal Reserve Bank of Chicago ist diese Entwicklung inzwischen auch auf Wirtschaftsbereiche übergesprungen, die in den Bundesstaaten des Mittelwestens nichts mit der Agrarproduktion zu tun haben.

Es fällt nicht sonderlich schwer, die entsprechenden Zusammenhänge herzustellen. Denn schließlich bestellen finanziell unter Druck stehende Landwirtschaftsbetriebe weit weniger Ausrüstungsgüter, Landmaschinen und Traktoren als in den Vorjahren, womit die Zulieferer des Agrarsektors ebenfalls unter wachsenden Absatzdruck geraten.

   

    

Der sogenannte und oben abgebildete Midwest Economy Index der Federal Reserve Bank of Chicago, der die Aktivitäten in Iowa, Indiana, Illinois, Michigan, und Wisconsin abbildet, ist im August den fünften Monat in Folge geschrumpft. In dem im Monat Juli gemessenen Index-Wert von -0,37 Punkten spiegelte sich darüber hinaus das niedrigste Index-Niveau seit dem Jahr 2010.

Gleichzeitig sank das Chicago Business Barometer im Monat September auf ein Niveau von 47,1 Punkten nach 50,4 Punkten im August. Einerseits indiziert das Chicago Business Barometer auf Basis dieser Daten eine Schrumpfung der Wirtschaftsaktivitäten in der Region Chicago. Andererseits war der Index seit der letzten Rezession zwischen den Jahren 2007 und 2009 nur selten in den negativen Bereich abgedriftet.

    

   

Fazit bleibt, dass die sich im Mittelwesten und in der Region um die großen Seen entwickelnde Situation dementsprechend gebührende Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte, was insbesondere für das Präsidentschaftswahljahr 2020 gelten wird, da sich in diesen Bundesstaaten das Endergebnis dieser Wahl mit entscheiden dürfte.

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